Wozu benötige ich einen Zahnarzt speziell für Kinder, einen Kinderdentist? Früher gab es diese Spezialisierung nicht. Der Tenor war: „Das ist doch nur die Karies an den Milchzähnen. Die fallen raus und dann gibt es die Neuen, die richtigen Zähne.“
Heute weiß man, dass bereits im Milchzahngebiss die Weichen für die spätere Gesundheit gestellt werden. Weil die Auswirkungen der Milchzahnkaries so fatale Folgen auf die gesamte Gesundheit des Körpers hat, ist die spezielle Berufsgruppe des Kinderdentist entstanden. Recht früh sollten Eltern den Kinderzahnarzt ihres Vertrauens suchen. Der erste Besuch kann schon mit 6/8 Monaten erfolgen.
Mit sehr wenigen Ausnahmen haben alle Kinder die Chance auf gesunde Zähne. Saubere, strahlend weiße Zähne mit einem blassrosa Zahnfleisch, das sollte der Standard sein. Leider sehe ich im täglichen Praxisalltag, dass dem nicht so ist. Die Karies bei Kleinkindern schreitet stetig voran.
Schlechte, faule Zähne sind nicht nur im sichtbaren Bereich ein erschreckender Anblick, wenn die Karies auch auf die Backenzähne der Kinder sich ausgebreitet hat, haben die Kinder bis zum zehnten Lebensjahr zu kämpfen, weil diese Zähne erst in diesem Alter von den neuen, bleibenden Zähnen abgelöst werden.
Zunächst ist es wichtig zu wissen, dass Kinderzähne sich in Form, Farbe und Aufbau von den bleibenden Zähnen unterscheiden. Die Zähne sind klein, der Nerv ist groß. Eine Karies an einem Milchzahn schreitet daher in den meisten Fällen schnell voran. Wenn Kinder an Zahnschmerzen leiden, ist es meist schon zu spät. Man kann davon ausgehen, dass die Kariesbakterien bereits bis zum Nerv vorgedrungen sind und ein Erhalt des Zahnes in Frage zu stellen ist.
Als Kinderzahnarzt wird man versuchen die Zähne so lange wie möglich in der Mundhöhle zu halten, bis dann der Zahnwechsel stattfinden kann. In den meisten Fällen kann bei der Behandlung auf eine
Betäubung verzichtet werden. Die Karies wird mit Bedacht entfernt. Die Gefahr dabei den Nerv zu eröffnen ist zu groß. Von der Zahnsubstanz wird so wenig wie möglich aber so viel wie nötig
entfernt.
Füllungen halten auf Milchzähnen nicht so gut. Zum einen, weil die Backenzähne so bauchig geformt sind. Eine entsprechende Füllung klebt wie ein Cliffhanger am Zahn, der Bauch hängt in der Luft und wird durch die Kaubelastung wieder vom Zahn getrennt, die Füllung ist wieder raus. Ein wirksames Mittel dagegen sind die Kinderkronen. In der Regel fallen sie erst dann aus der Mundhöhle, wenn der Zahnwechsel stattfindet. Vorbeugend sollte dieser Bereich besonders mit Zahnseide gereinigt werden.
Mangelnde Mitarbeit des Kindes?
Bei mangelnder Mitarbeit des Kindes ist eine zahnärztliche Behandlung mitunter zu gefährlich. Wenn der kleine Patient die Mitarbeit verweigert und den Kopf ständig wegzieht oder mit der Hand in die Behandlung eingreift, können schwere Verletzungen entstehen. In solchen Fällen versucht man alternative Therapiemöglichkeiten.
Wenn der Eingriff nur kurz ist, kann die Trance eine große Hilfe sein. Der kleine Patient wird dabei abgelenkt und versinkt in eine andere Welt.
Eine weitere Alternative könnte die Behandlung in Lachgas sein. Dabei kommt es auch schon auf die Mitarbeit und das Alter des Kindes an. Es muss sichergestellt sein, dass das Kind ausschließlich durch die Nase und damit durch eine Nasenmaske atmen kann.
Das Lachgas entspannt den kleinen Patienten, er verliert das Gefühl für die Zeit, ist aber ansprechbar. Die Kinder schlafen also nicht. Diese Therapie bietet sich bei älteren Kindern an, die sich durchaus behandeln lassen würden, es mit Lachgas aber noch einfacher haben.
Die Sedierung ist auch zu erwähnen. Die kleinen Patienten erhalten einen „Saft“, der sie schläfrig macht. Sie sind dabei ganz benommen. Zahnärztliche Eingriffe sind aber auch hier auf das Nötigste beschränkt. Auch hier können die Kinder Abwehrverhalten an den Tag legen und eine Behandlung wird trotz Sedierung schwierig.
Es bleibt noch die Vollnarkose. Dabei wird das Kind durch die Gabe bestimmter Medikamente über die Blutbahn in einen schlafähnlichen Zustand versetzt. Die vollständige Therapie sollte in einer Sitzung erfolgen. Dabei muss darauf geachtet werden, dass es sich um eine besondere Situation mit einem besonderen Kind handelt. Folgende Voraussetzungen dürfen mit den Eltern erarbeitet worden sein.
Die Eltern sind sich des besonderen Umstands bewusst und wissen, dass es sich hier um eine „letzte Chance“ handelt. Man geht nicht einfach zum Kinderzahnarzt und dann mal eben in die Vollnarkose. Die Mitarbeit der Eltern ist gesichert, die Nahrungsumstellung und Pflege der Zähne ist erfolgt, dann kann eine Vollnarkose in Betracht gezogen werden. Wenn diese Voraussetzungen nicht geschaffen sind, könnte nach einem halben Jahr die Situation erneut katastrophal aussehen.
Dabei ist es wichtig, dass die Eltern verstehen, bei der Therapie geht es nicht um schöne Zähne. Ich versorge die Zähne. Die Therapie ist aber das Putzen der Zähne durch die Eltern. Vielleicht fallen gerade im Frontzahnbereich die eine oder andere Füllung wieder ab. Die Materialien halten den Anforderungen eines Kindes nicht immer stand. Dafür geht man nicht in die nächste Vollnarkose. Bei ein oder zwei Zähnen reicht vielleicht auch die Mitarbeit des Kindes für eine normale Stuhlbehandlung. Das sollte ja auch am Ende das Ziel sein. Wenn das nicht geht, muss abgewartet werden, bis die Mitarbeit gewährleistet ist.
Die Zähne sehen nicht toll aus, aber durch das Putzen der Eltern und die regelmäßige zahnärztliche Kontrolle wird wahrscheinlich nichts passieren. Daher wird aber auch in einer Vollnarkose nicht experimentiert. Es werden klare Entscheidungen getroffen, weil eine erneute Behandlung unter diesen Umständen nicht nötig werden soll. Die Details dazu werden mit ihnen besprochen.
Dafür gibt es leider keine Faustformel. Werden die Zähne regelmäßig geputzt, wird hauptsächlich Wasser getrunken, kaum oder keine Süßigkeiten konsumiert, ist das Kind sonst gesund und gut ernährt, so wird es mit großer Wahrscheinlichkeit keine Karies bekommen.
Putzt das Kind alleine, bekommt nachts die Milchflasche und hat auch sonst freien Zugang zu süßen Getränken und Naschzeug, dann wird es mit hoher Wahrscheinlich schlechte Zähne bekommen.
Die Karies, einmal entstanden, schreitet recht schnell voran. Daher sollte der Besuch bei ihrem Kinderdentist zwei Mal pro Jahr erfolgen. Eine Karies kann dann noch aufgehalten werden. Wenn sie
nur ein Mal pro Jahr den Kinderzahnarzt aufsuchen, könnte es schon zu spät sein.
Wenn es nicht gerade offensichtlich durch schwarze Stellen oder zerbröselte Zähne zu sehen ist, ist eine Milchzahnkaries vom Laien nicht unbedingt schnell zu erkennen. Besonders gefährlich ist die versteckte Karies zwischen den Zähnen. Auch für einen Fachmann bedeutet es viel Erfahrung diese Karies zu entdecken. Ein erprobtes Mittel sind entsprechende Röntgenaufnahmen.
Geräte, die die Lichtdurchlässigkeit prüfen und damit auch Karies darstellen können, sind immer mehr im Kommen. Dafür sollten Sie den Kinderzahnarzt ihres Vertrauens aufsuchen und zu Rate
ziehen.
Nur so als Tipp: Mit Zahnseide auch bei Kindern ist dieser Karies gut beizukommen.
Zunächst gilt es herauszufinden, warum ist die Karies entstanden? Wer putzt die Zähne? Das Kind, das manuell noch gar nicht dazu in der Lage ist? Oder die Eltern, die sich unbedingt dabei durchsetzen sollten. Wann wird geputzt? Was für Getränke werden konsumiert? Soft drinks, die auf lange Sicht unweigerlich zu Karies führen werden? Wie sieht es mit Süßigkeitenkonsum aus?
Und nicht zu vergessen: Die Milchflasche! Besonders nachts wird diese Flasche gegeben, eine Karies ist damit fast vorprogrammiert. Milch wird umgewandelt in Milchsäure. Wenn diese Säure die ganze Nacht die Zähne umspült ist es nicht verwunderlich, dass schlechte Zähne bei Kindern entstehen.
Jeder Körper hat die Abwehrmöglichkeiten gegen Karies in sich. Das ist wie bei einer Waage oder Wippe. Wenn alles im Gleichgewicht ist, stellt sich kein Problem dar. Ist das Gleichgewicht einmal
gestört, neigt sich die Waage oder Wippe auf eine Seite.
Den Ursprung wieder herzustellen ist ein Balanceakt im wahrsten Sinne des Wortes. Die häusliche Mitarbeit mit putzen und Ernährung also die Lebensgewohnheiten sind das A und O.
Milchzähne sind heller als bleibende Zähne. Zeitlich unbegrenzter Kontakt zu säurebildenden Flüssigkeiten führt auf die Dauer zu schlechten Zähnen. Selbst wenn alles auf den ersten Blick gut aussieht, sollten sich Eltern nicht täuschen lassen. Eine Approximalkaries, also die Karies zwischen zwei Zähnen, kann dennoch gegeben sein.